Leben in Andalusien

Miguel:

Viele träumen davon, nicht nur eine Immobilie hier zu kaufen, sondern sich wirklich niederzulassen. Aber wer in Andalusien leben möchte, sollte wissen, wie der Alltag funktioniert – von der Sprache bis zur Bürokratie.

Antonio:

Ganz genau. Sprache ist der Schlüssel. Spanisch ist im täglichen Leben unverzichtbar: in Behörden, Arztpraxen, auf dem Markt. Englisch hilft in Tourismusgebieten oder bei Immobiliengeschäften, aber im Alltag kommt man ohne Spanisch schnell an Grenzen.

Ja, und auch wenn es viele deutsche Communities gibt – etwa in Marbella, Estepona, Mijas oder Benalmádena – ist es sinnvoll, zumindest die Grundlagen Spanisch zu lernen. Damit wird nicht nur der Gang zum Rathaus einfacher, man wird auch viel schneller akzeptiert.

Richtig. Und das Leben hier hat seinen eigenen Rhythmus. Zwischen 13 und 17 Uhr machen viele kleinere Läden Siesta, während die großen Supermärkte meistens geöffnet bleiben. Abendessen gibt es spät – in Andalusien oft erst zwischen 21 und 23 Uhr.

Dazu kommen die vielen Feste. Semana Santa in Málaga, die Feria in Sevilla oder Málaga – das sind Ereignisse, die den Alltag prägen. Fast jedes Dorf hat seine eigene Fiesta mit Musik, Tanz und Prozessionen.

Auch kulinarisch muss man sich umstellen – oder besser gesagt: man darf. Die Tapas-Kultur gehört einfach dazu. Oft geht man mit Freunden von Bar zu Bar und probiert verschiedene Kleinigkeiten. Und vom einfachen Chiringuito am Strand bis zum Sternerestaurant gibt es hier alles.

Schauen wir einmal auf die Regionen: Marbella und Puerto Banús stehen für Luxus und internationale Community. Estepona ist authentischer geblieben, aber im Aufschwung.

Mijas Costa und Fuengirola sind sehr multikulturell, beliebt bei Skandinaviern und Briten, aber auch viele Deutsche fühlen sich dort wohl – es gibt Ärzte, Dienstleister und Geschäfte in vielen Sprachen. Málaga selbst ist eine Mischung aus Kultur, Geschichte und moderner Infrastruktur mit internationalem Flughafen.

Wer es ruhiger mag, schaut nach Nerja oder Torrox. Dort lebt eine große deutsche Gemeinschaft, und die Preise sind noch etwas günstiger. San Pedro oder Casares dagegen sind stärker spanisch geprägt, da spürt man mehr vom ursprünglichen Andalusien.

Wichtig ist, die Werte und Traditionen zu respektieren. Andalusien ist katholisch geprägt, aber sehr tolerant. Feiertage und Schutzheilige spielen eine große Rolle. Wer offen für Prozessionen, Traditionen und das kulturelle Leben ist, wird leichter akzeptiert.

Ein häufiger Fehler ist, Formalitäten zu ignorieren. Ohne NIE-Nummer geht gar nichts. Steuer- oder Bauauflagen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen – die Strafen sind hoch.

Bei den Behörden muss man die Zuständigkeiten kennen: Das Rathaus für Anmeldung und lokale Abgaben, die Policía Nacional für NIE-Nummer und Residencia, die Agencia Tributaria für Steuern, die DGT für Autozulassung oder Führerschein. Und das Gesundheitszentrum – „Centro de Salud“ – für die staatliche Grundversorgung.

Auch Versicherungen sind wichtig. Kfz-Versicherung ist Pflicht. Empfehlen würden wir zusätzlich eine Hausrat- oder Gebäudeversicherung. Rentner können mit dem S1-Formular aus Deutschland ins öffentliche Gesundheitssystem, oder sie entscheiden sich für eine private Krankenversicherung.

Für EU-Bürger ist der Aufenthalt zunächst unkompliziert. Aber nach drei Monaten braucht man die Residencia, die grüne Karte. Nach fünf Jahren gibt es den Daueraufenthalt. Und das Empadronamiento, also die Anmeldung im Rathaus, sollte man gleich zu Beginn erledigen – das ist oft Voraussetzung für andere Behördengänge.

Beim Auto gilt: Ein deutsches Auto kann man zwar mitbringen, aber die Umrüstung und Zulassung sind teuer. Einfacher ist es, direkt hier ein Fahrzeug zu kaufen. EU-Führerscheine sind gültig, aber wer dauerhaft bleibt, sollte den Führerschein irgendwann umschreiben lassen.

Am Ende gilt: Wer Sprache, Kultur und Behörden respektiert, lebt in Andalusien nicht nur in der Sonne – sondern auch wirklich entspannt im Alltag.